Hautgesundheit hat auch mit Eigenverantwortung zu tun

Lachende Frau mit Sonnenbrille an Holzwand gelehnt - Jahresrückblick 2022

Als Hautärztin und Ayurveda Lifestyle Coach bin ich der klaren Meinung, dass wir für unsere gesunde Haut auch selbst Verantwortung tragen. Wenn ich diesen Satz äußere, bekomme ich häufig viele Rechtfertigungen und Gegenargumente zu hören. Deswegen erkläre ich in diesem Artikel, warum ich das so sehe.

Ein unpopulärer Satz: wir tragen selber Verantwortung für unsere gesunde Haut

Im Studium habe ich gelernt, dass Patient:innen nichts für ihre Erkrankungen können. Diese Einstellung habe ich sehr lange befürwortet und tue ich bei bestimmten Erkrankungen und Situationen immer noch. Es geht mir hier auch nicht darum, jemandem die Schuld an seiner oder ihrer Erkrankung zuzuschieben. Vielmehr möchte ich dich motiviere, dich (wieder) um dich selbst zu kümmern.

Ärzt:innen stehen häufig in schlechtem Licht, weil sie immer direkt Pillen und kortisonhaltige Salben verschreiben und zu wenig auf die Menschen und ihre Bedürfnisse eingehen. Wir Hautärzt:innen bekommen zusätzlich noch den Vorwurf zu hören, immer nur Kortison zu verschreiben. Das trifft gewiss auch auf einige Ärzt:innen zu und doch möchte ich das so nicht stehen lassen.

Täglich treffe ich auf Menschen, die nicht dieser Meinung sind, dass sie selber teil verantwortlich für ihrer (Haut-)Gesundheit sind. Das sind dann häufig auch die, die sich darüber wundern, dass diese oder jene Salbe nicht hilft.

Ein ganzheitlicher Ansatz für Hautgesundheit ist eine Kombination aus Ayurveda und Dermatologie

Den ganzheitlichen Ansatz des Ayurveda finde ich persönlich fantastisch, weil er ganz individuell auf jede und jeden einzelne eingeht. Der Ayurveda gibt dir Empfehlungen zu Tagesroutinen und Nahrungsmitteln und verbietet dir gleichzeitig nichts. Allerdings sieht er auch einen hohen Anteil der Eigen- und Selbstverantwortung an.

Genau diesen Teil mag ich gerne, weil ich als Hautärztin und Ayurveda Lifestyle Coach nur einen kleinen Bereich des Alltags einer Patient:in beeinflussen kann.

Kitchari - Gemüse, Bohnen und reis in Metall-Schale auf bunter Holzunterlage neben Löffeln und roten Chilischotenz

Wenn er oder sie Neigung zu Akne und Pickeln hat, ist das meist ein angeborener genetischer Anteil der Erkrankung. Je nach Ausprägung der Hauterkrankung gibt es unterschiedliche Abstufungen der Behandlungen.

Bei leichten Ausprägungen reicht teilweise eine Ernährungs-, Hautpflege- und Lifestyle-Umstellung, um gute Erfolge zu verzeichnen. Da brauche ich als Ärztin und Coach wenig beizutragen. Da hat Hautgesundheit sehr viel mit Eigenverantwortung zu tun.

Dann wiederum kann eine Akne-Form auch so stark ausgeprägt sein, dass bei der oder dem Betroffenen zusätzlich eine medizinische Therapie eingeleitet werden sollte, um auch weitere Folgen wie Narbenbildung, Selbstzweifel, Depressionen oder Selbsthass abzumildern.

7 Punkte, an denen du wieder mehr Eigenverantwortung für deine Hautgesundheit übernehmen kannst

Du selber kannst an so vielen Rädchen drehen, um eigenverantwortlich etwas für deine Hautgesundheit zu tun.

Hier habe ich dir einige Aspekte und Bereiche aufgelistet:

1. Ernährung und Verdauung

Porridge mit gedünstetem Apfel angerichtet in einem weißen Teller - Hautgesundheit hat auch mit Eigenverantwortung zu tun
Deine Ernährung ist ein Punkt bei mehr Eigenverantwortung für mehr Hautgesundheit

Dein Essen darfst du gerne als deine tägliche Medizin ansehen, denn du bist, was du isst und du verdaust.

Im Ayurveda gibt es sehr individuelle Tipps und Nahrungsmittel für dich, die auf deine Konstitution zugeschnitten sind. Diese Listen und Hinweise darfst du für dich wiederum anpassen und verändern.

Auch in der Dermatologie gibt es Ernährungstipps. Diese Tipps sind meist auf eine Erkrankung zugeschnitten und weniger auf die Betroffenen. Deswegen sind sie nicht immer uneingeschränkt zu empfehlen. Allerdings gibt es bei Hauterkrankungen wie Akne mittlerweile sehr gute Ernährungshinweise. Hier wird empfohlen, tierische Produkte zu reduzieren, genauso wie Zucker.

Was gesund ist und was nicht, kann für jede:n einzelnen sehr unterschiedlich sein. Der große Salat oder überhaupt Rohkost wird als sehr gesund angesehen, kann aber nicht von allen Menschen gut verdaut werden und liegt dann schwer im Magen.

2. Detox

Bei einigen Hauterkrankungen bin ich selbst immer wieder erstaunt, wie gut da ein Detox bzw. eine Entgiftung hilft. Einfach mal ein paar Tage oder Wochen bestimmte Dinge wegzulassen, kann eine richtige Erleichterung für dich und deine Haut sein. Detox ist mehr als nur Ernährung, da hier auch einige andere Bereiche wie Smartphone-Nutzung und Schlaf berücksichtigt werden.

Im Ayurveda gibt es zwei gute Zeitpunkte im Jahr, um einen Detox zu beginnen. Einmal beim Übergang vom Winter in den Frühling und auch beim Übergang vom Sommer zum Herbst.

Du kannst zudem auch immer wieder einen Entlastungstag, wie z. B. einen Saft- und Entlastungstag einlegen. Oder auch jeden Tag mit Wassertrinken zu starten.

Schuppenflechte und auch Akne sind z. B. zwei Hauterkrankungen, bei denen Betroffene von einem Detox und mehr Loslassen sehr profitieren können.

3. Hautpflege

Junge Frau mit Schaum im Gesicht - Hautpflege ist Teil deiner Eigenverantwortung für deine Hautgesundheit
Wie und ob du deine Haut pflegst, ist ein wichtiger Bestandteil deiner Hautgesundheit.

Bei der Hautpflege ist es vor allem wichtig, was du für ein Hauttyp bist und welche Hautpflege zu deiner Haut am besten passt. Bisher gibt es da noch einen Geschlechter-Unterschied zwischen Männern (haben mit Hautpflege nicht so viel am Hut) und Frauen (haben teilweise das Motto „viel hilft viel“). Das ist natürlich recht überspitzt ausgedrückt.

Hautpflege ist ein großer Bereich mit vielen kleinen Unter-Bereichen und wird hier nur grob aufgegriffen. Aber unser größtes Organ, die Haut, schafft häufig vieles alleine, wenn wir sie machen lassen. Das heißt z. B., wenn du zweimal täglich duschst, wäschst du den natürlichen Fett- und Talg-Schicht deiner Haut ab. Dann wirst du früher oder später deine Haut eincremen dürfen.

Natürlich hat sich über die Jahrzehnte und Jahrhunderte eine riesige Kosmetik-Industrie genau zu diesem Thema entwickelt. Meine persönliche Meinung: viel hilft nicht immer viel.

4. Bewegung und Lifestyle

Körperliche Bewegung ist genauso wichtig, wie alle anderen Bausteine auch. Ob du 10000 Schritte täglich gehst, mit dem Rad fährst oder doch vom Stuhl zur Couch und dann ins Bett wechselst, macht den großen Unterschied in vielen Bereichen deiner Gesundheit, auch bei deiner Haut.

 

5. Entspannung

Wie die Anstrengung gehört auch die Entspannung auch zu deiner eigenverantwortlichen Hautgesundheit. Regelmäßige Meditation und Stress-Reduktion führt zum Abbau von Cortisol und das wiederum zu weniger Stress für deine Haut.

Du kannst z. B. morgens im Bett mit einer einfachen Atemübung beginnen und einfach auf deine Ein- und Ausatmung achten. Oder du setzt dir morgens deine Tagesintention und legst fest, wie du dich fühlen willst. Das braucht manchmal etwas Übung, aber wenn du deinen Fokus auf die Dankbarkeit und auf das Schöne des Tages lenkst, fühlst du dich meist direkt viel wohler und zufriedener.

Zur Entspannung brauchst du auch einen guten Schlaf. Das ist natürlich auf für jeden Menschen individuell. Aber dich noch direkt vor dem Schlafengehen auf Instagram und Co. mit anderen Nutzer:innen zu vergleichen, hilft meistens nicht für schöne Träume.

Frauen auf Yogamatten liegend - Entspannung ist auch Teil deiner Eigenverantwortung für deine Hautgesundheit
Bewegung und Entspannung – gute Bausteine für deine Hautgesundheit

6. Sonnenbad und Sonnenschutz

Die Sonne ist sehr wichtig für dich und u. a. deinen Vitamin-D-Haushalt. Und doch kann zu viel Sonneneinwirkung auch Schaden bei dir anrichten.

Viele meiner Patient:innen leiden an Hautkrebs und seine Vorstufen und da ist eine gute Aufklärung über Nutzen und Gefahren wichtig. Doch die Eigenverantwortung liegt da wieder bei dir.

Jede Bräunung deiner Haut löst Zellveränderungen in deine Haut aus. Dein Körper schafft es größtenteils täglich, diese veränderten Zellen zu beseitigen. Doch irgendwann sind auch seine Reparatursysteme ausgeschöpft.

Achte auf Sonnenschutz bei deiner Arbeit, deinen Hobbys und im Urlaub. Nutze dafür eine Sonnencreme ohne Mikroplastik und mit Sonnenschutzfaktor 30 bis 50.

7. Input, soziales Umfeld und persönliche Kontakte

Auch wenn das auf den ersten Blick nicht so naheliegend erscheint, aber auch unser Umfeld hat einen großen Einfluss auf unsere Hautgesundheit. Aber auch dieser große Bereich ist ein wichtiger Teil deiner Hautgesundheit. Was du also an Nachrichten und Informationen zu dir nimmst, hat wie deine Ernährung, Auswirkungen auf deinen gesamten Organismus.

Ob du ein gutes Umfeld hast oder eher toxische Beziehungen, kann sich auch auf deiner Haut spiegeln. Ob dein Körper mehr Stress- als Glückshormone ausschüttet, hat eine Auswirkung auf deine Haut. Stress versetzt deinen Körper in Alarmbereitschaft, lässt dein Puls und deinen Cortisol-Spiegel in die Höhe schießen. Deine Blutgefäße verengen sich, auch die in deiner Haut, und dein Körper ist komplett in Alarmbereitschaft.

Befindest du dich in einem Ruhe- und Entspannungsmodus, wird deine Haut wieder besser durchblutet, dein Verdauungstrakt kann wieder verdauen und deine Stresshormone werden wieder abgebaut.

Deine Hautgesundheit hat auch viel mit deiner Eigenverantwortung zu tun

Denn Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Es geht mir hier nicht, wie schon eingangs erwähnt, um Schuldzuweisung oder ähnliches, sondern um eine Klarstellung. Wenn jemand trockene Haut hat und sich nicht eincremt etc., dann wird die ihm verschriebene Salbe nicht helfen.

 

Was sind deine Erfahrungen mit Hautgesundheit und wo siehst du deine Eigenverantwortung?

Schreib mir gerne, in die Kommentare oder per Mail an info@drsusanneermertroth.com.

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©️ Fotos Dr. Susanne Ermert-Roth und Canva.com

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